Tutu
von Miles Davis
Mitte der 80er ist das Album Tutu entstanden, wobei Miles Davis wie so oft neue Wege beschritten hat, indem er sich mit frischen, jungen Musikern umgeben hat, in diesem Fall mit Marcus Miller, einem aufstrebenden Studio-Bassisten. Der hat dann auch alle Songs arrangiert, und die meisten Instrumente gespielt oder programmiert. Dabei hat er ganze Arbeit geleistet: Mit den damals noch recht neuen Möglichkeiten, die elektronische Klangerzeugung mitbrachte, hat er eine verblüffend stimmungsvolle Basis geschaffen, die man wohl als Elektro-Funk oder Elektro-Jazz bezeichnen könnte. Wie man von einem Bassisten wohl erwarten kann, hat er dabei den Groove nicht zu kurz kommen lassen, und sein Slap-Bass Spiel wurde bis dahin wohl kaum geschmackvoller eingesetzt. Hierbei übertreibt er es nicht mit technikorientierten Angebereien, sondern spielt songdienlich, was im Endeffekt sehr zu Davis' Vorteil ist. Denn dieses Urgestein des Jazz macht aus dieser handwerklich gut ausgeführten Grundlage erst das Meisterwerk. Wenn man sich die Trompete wegdenkt, wäre die Musik schnell langweilig, aber mit Davis' ausdruckstarkem Spiel bekommt die CD eine ganz andere Dimension. Jede Note, die er von sich gibt, gehört genau so an diese Stelle, jede Note hat etwas zu sagen, ob sie sauber oder kaputt klingt ist genauso wichtig, wie die sehr starke Dynamik, mit der Miles Davis arbeitet. Der Titeltrack Tutu wurde häufig als Jingle für irgendwelche Sendungen mißbraucht und ich habe sogar ein MTV Video dazu gesehen. Ich halte ihn auch, neben Splatch, für das beste Stück des Albums. Diese beiden sind auch die bewegtesten Kompositionen, die am meisten den für dieses Album typischen harten Elektro-Slap-Groove aufweisen. Nichtdestotrotz sind auch die ruhigen Stücke auf dem selben Niveau, haben oft sogar mehr Atmosphäre und eine intensivere Stimmung als Splatch oder Perfect Way, aber mein Geschmack tendiert eher zum Groove als zur Ballade. Ich habe erst nach dem Hören dieser CD verstanden, warum Miles Davis von so vielen als das Genie angesehen wird, das er war. Mir schien es, als könne er keinen sauberen Ton spielen, oder ein anständiges Solo. Doch diese Platte öffnet einem die Augen für seinen Ausdruck, für die Tiefe, die sein Spiel jeglicher Musik verleiht.
Tracklist
Nr. | Titel | Länge |
---|---|---|
1. | Tutu | 5:16 |
2. | Tomaas | 5:35 |
3. | Portia | 6:18 |
4. | Splatch | 4:43 |
5. | Backyard Ritual | 4:49 |
6. | Perfect Way | 4:34 |
7. | Don't Lose Your Mind | 5:49 |
8. | Full Nelson | 5:07 |
Produktinformation
ASIN | B001SGRH6K |
Erscheinungsdatum | 1. September 1986 |
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