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Der Sattel, Ausbau und Einbau

22. Dezember 2010 von Thomas Breuss | 1 Kommentar

In diesem Beitrag geht es um den Sattel, dessen Materialien und wie dieser ein- und ausgebaut werden kann, ohne das Instrument zu beschädigen.

Materialien

Für Sättel kommen folgende Materialien in Frage:

  • Messing: sehr haltbar, leere Saiten klingen damit angeblich so ähnlich wie gegriffene.
  • Graphit: handelsübliche Graphitsättel sind eigentlich aus Ebonol (das ist ein Kunststoff mit Graphitanteil). Schwarz. Sehr einfach zu bearbeiten. Beim Kerben ist man immer schneller unten als man denkt.
  • Knochen: wohl am meisten verbreitet. Der standard-Knochen ist geblichen (ausgekocht und schneeweiß), es gibt aber auch sogenannte Fettsättel (Vintage Bone Nuts), da wurde nix ausgekocht. Die verbliebenen Knochenmarkanteile lassen diese Sättel gilblich schimmern und sorgen für so `ne Art Dauerschmierung. Knochen ist wegen der Sprödigkeit nicht ganz so leicht zu bearbeiten und riecht beim befeilen auch manchmal etwas unangenehm.
  • Kunststoff: billige Instrumente verwenden oft diesen Werkstoff als Sattelmaterial, ist aber weniger zu empfehlen. Mit einem Lötkolben kann sehr einfach getestet werden, ob es sich um Kunststoff oder Knochen handelt.

Für welches Sattelmaterial man sich im Endeffekt entscheidet, ist jedem selbst überlassen, Gitarrenbauer favorisieren in der Regel "Vintage Bone Nuts".

Der Ausbau

Bevor man rangeht und den Sattel einfach mal ausbaut, muss man sich die Frage stellen, wann es soweit ist, dass man einen Sattel überhaupt ausbauen muss. Der einfachste Fall ist der, dass eine oder sogar mehrere Kerben zu tief sind und die Saiten auf dem ersten Bund scheppern. Ein anderes schönes Beispiel - vor allem bei Plastiksättel - ist, wenn die Saiten in den Kerben festklemmen, sodass es beim Stimmen dieses unangenehme Knacken gibt. Wie man einen Plastiksattel von einem echten Knochensattel unterscheidet, steht oben.

Grundsätzliches

Bevor man am Sattel zu herumwerkeln beginnt, sollte das Instrument fest auf einer Arbeitsfläche liegen, am Besten unter Verwendung zweier Zwingen. Bei Instrumenten mit abgeschrägter Kopfplattte sollte eine Unterlage unter dem Hals den Hals so hoch unterstützen, dass die Kopfplatte frei schwebt. Die Unterlage sollte cirka im Bereich des ersten Bundes liegen, so ist gewährleistet, dass es an dieser heiklen Stelle nicht zu einem Bruch kommt. Je nach Sattelform geht man wie folgt vor:

Gibson-Sattel

Dieser Sattel ist von der Kopfplatte her gesehen mit Klebstoff an das Griffbrettende angesetzt. Die Klebeflächen sind also das Griffbrettende und die Sattelunterseite.

  1. Falls sich direkt am Sattel das kleine Plättchen (Trussroad-Cover) befindet, welches die Mutter des Halsverstellstabes abdeckt, muss dieses zuerst losgeschraubt werden.
  2. Dann setzt man ein Stück Holz von der Griffbrettseite aus an und stupst ein wenig mit dem Hammer dagegen.

Fender-Sattel

Der Fendersattel sitzt in einer Ausfrähsung im Griffbrett. Man darf also keinesfalls so vorgehen, wie bei einem Gibson-ähnlichen Sattel, sonst haut man das ganze Ende des Griffbrettes weg. Der einfachste Weg, ist den Fendersattel seitlich wegzuschlagen.

  1. Den Sattel lösen. Das heisst von allen Seiten mit einem flachen Gegenstand (Sattelrohling oder ein Stück Holz) ansetzen und leicht anstossen.
  2. Prüfen, ob der neue Sattel in den Ausmassen dem alten entspricht.
  3. Den neuen Sattel seitlich ansetzen und mit einem festen Schlag den alten Sattel herauslösen. Man kann den alten Sattel auch mit einem flachen Gegenstand herauslösen oder in mit einer Kombizange herausziehen. Meistens sind diese Lösungen nicht so sauber und es besteht Gefahr, dass grössere Spuren auf dem Instrument hinterlassen werden. Alles in allem ist das Wechseln eines Fendersattels eine heikle Angelegenheit, die eine gewisse Vorsicht nötig macht.

Lackierung

Sättel sind oft an der Seite mit einlackiert, die Lackschicht bedeckt also sowohl Griffbrettseite wie auch den Sattel. In diesem Fall muss mit einem spitzen Messer der Lack an der Übergangsstelle vom Sattel zum Griffbrett eingeritzt und vom Sattel entfernt werden. Sonst kann es beim Herausschlagen dazu kommen, dass der Lack wegsplittert. Egal, ob es sich um einen Fender- oder Gibsonsattel handelt, dies muss auf jeden Fall überprüft werden, wenn man sich nicht Lackschäden einhandeln will. Die sind zwar nicht so teuer zu reparieren wie beim Auto, aber ärgerlich sind sie alleweil.

Der Einbau

Das wichtigste ist ein neuer Sattelrohling, der auf jeden Fall breiter als das Griffbrett sein muss. Der Sattel wird als erstes auf die Breite des Griffbrettes plus ein Milimeter abgesägt. Der Rest wird dann vorsichtig mit einem 100er Schleifpapier Zug um Zug weggeschliffen. Das Schleiffpapier auf ein Stück Holz getackert, ergibt ein gutes Werkzeug. Den Gibsonsattel kann man einfach immer wieder an das Griffbrettende halten und überprüfen, ob er schon passt. Zu beachten ist, dass ungefähr 3mm überstehen müssen, denn irgendwo müssen dann ja noch die Kerben rein. Bei Fendersätteln muss man zuerst sicherstellen, dass der Rohling überhaupt in die Nut passt (diese muss ev. noch von Leimresten gesäubert werden). Vom Sattel muss also zuerst mal soviel von der flachen Seite weggeschliffen werden, bis er sich korrekt in den SChlitz einfügen lässt, ohn dass er hin- und herrutscht (er darf nicht klemmen, aber auch kein Spiel haben). Manchmal hat die Nut auch eine Wölbung wie das Griffbrett. Das macht die Sache noch etwas komplizierter. In diesem Fall den Rohling einsetzen, mit einem spitzen Bleistift an der Griffbrettoberseite entlangfahren und so den Radius auf den Sattel übertragen. Den Sattel wieder rausnehmen und mit der Halbrundfeile das überflüssige Material entfernen, der Rohling wird dabei in den Schraubstock gespannt. Wenn man auf der höchsten Saite draufdrückt (G-Saite), darf er bei der tiefsten Saite nicht hochgehen (E-Saite). Dies gilt natürlich auch umgekehrt. Jetzt kann man den Sattel einsetzen, am Besten mit einem dünnen Film Sekundenklebe fixieren und ein bisschen ruhen lassen. Wer sichergehen will, kann den Sattel auch mit einer Zwinge festpressen. Die Satteloberseite muss jetzt nur noch der Griffbrettwölbung angepasst werden, wobei der Sattel ca. 3mm über das Griffbrett herausragen soll. Beim Bass darf es auch ein wenig mehr sein.

Das Kerben

Zum Kerben kommen folgende Werkzeuge in Frage: Sattelsägesätze, feine Sägeblätter, Schlüsselfeilen oder ähnliche Werkzeuge, die ungefähr die Breite einer Kerbung besitzen. Ein korrekt gekerbter Sattel hat folgende Merkmale:

  • Die Mittellinien der Kerben haben den gleichen Abstand zueinander.
  • Die Kerben sind in der Auflagefläche glatt.
  • Die Kerben sind gerade so breit, daß die Saiten nicht darin festklemmen.
  • Die Saiten liegen nur zur Hälfte ihres Querschnitts in der Kerbe, das heisst jede Kerbe ist halb so tief wie der jeweilige Saitendurchmesser.

Jetzt geht es an's Eingemacht:

  1. Den Hals festzwingen.
  2. Kopfplatte abdecken, Griffbrett ev. abkleben.
  3. Die Kerben mit einem Blei- oder Filzstift anzeichnen. Die Abstände nach folgender Methode berechnen. a) Mitte jeder äußeren Kerbe zur Griffbrettkante = 5mm b) Halsbreite am Sattel 40mm, c) zweimal 5mm abziehen = 30mm, d) 4 Saiten = 3 Abstände, e) ergo 30:3 = 10mm von Kerbe zu Kerbe
  4. Das dünnste Sägeblatt nehmen und über die Markierungen ziehen. Dabei wird die Säge in beide Hände (zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger) und mit sanftem aber bestimmten Druck geführt. So erhält man eine Führungskerbe.
  5. Die Kerbe auf die optimale Tiefe und Breite bringen. Dazu sucht man sich auf der Rundfeile den für die jeweilige Saite passenden Bereich aus. Mit der Rundfeile kerbt es sich etwas langsamer, also nicht die Geduld verlieren. Der Winkel der Sattelkerbe muss dabei etwas grösser sein als der, den die Saite nach dem Aufziehen hat. Dadurch liegt die Saite nur auf dem vorderen Punkt des Sattels auf. Die Saite schnarrt weniger, die Bundreinheit ist gewährleistet und das Stimmen geht besser.
  6. Immer wieder kontrollieren, ob die Tiefe stimmt, indem man ein (gerades) Sägeblatt in die Kerbe und auf den 3. Bund legt. Von der Seite her kann man genau sehen, wie viel Luft noch zwischen Sägeblatt und dem 1. Bund ist. Es sollte so wenig sein, dass man gerade noch durchgucken kann (beim Bass ca. 0.6mm). Im Zweifel lieber etwas früher aufhören und dann notfalls nochmal mit aufgespannten Saiten vorsichtig nachsägen. Die jeweilige Saite zieht man dann kurz zur nächstliegenden Kerbe.
  7. Bei einem Fretlessbass sollten die Kerben fast bis auf die Höhe des Griffbrettes heruntergezogen werden.

Nach dem Kerben wird der Sattel äußerlich nachbearbeitet. Eine feine Flachfeile tut hier gute Dienste, um halt die Gesamthöhe runterzuschleifen bzw. um Kanten zu verrunden. Für den Feinschliff legt man ein Stück Schleifpapier (280er bis 320er) um die Feile.

Klemmsättel/Rollensättel

Sollte nur ein erfahrener Reparateur einbauen. Wer eine Handoberfräse hat, kann diese evtl. nehmen (vorher Schablone anfertigen), für alle anderen gilt: mit einer Flachfeile Zehntel um Zehntel herantasten. Bei Klemmsätteln hat man womöglich noch Ärger mit dem Halsstab oder Schwierigkeiten mit der Griffbrettwölbung usw. Bei Rollensätteln ist meist das passende Werkzeug nicht zur Hand und Vorsicht: Der Saitenauflagepunkt ist auf der Mitte der Rolle, das heisst es muß ein wenig vom Griffbrett weggenommen werden, damit der "nullte" Bund wieder an der richtigen Stelle sitzt.

Gepostet in: Blog
Tagged: Bass-Artikel, Sattel
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1 Kommentar

von Heinruch Föst am 10. April 2023 um 16:56 Uhr

Ich habe meinen ersten Sattel meines Fender Precision Basses gewechselt. War gar nicht so einfach, den alten Sattel heraus zu bekommen. Alles andere war dank eurer Anweisung kein Problem! Vielen Dank!

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