Fender Jazz Bass
19. November 2011 von Thomas Breuss
Der Jazz Bass, kurz auch J-Bass genannt, ist ein E-Bass-Modell des US-amerikanischen Instrumentenherstellers Fender Musical Instruments Corporation. Das Modell wurde 1960 erstmals vorgestellt und stellte eine weiterentwickelte Alternative zum etwa zehn Jahre älteren Modell Fender Precision Bass dar. Der Jazz Bass ist eines der meist verbreiteten E-Bass-Modelle.
Allgemeines
Der Jazz Bass unterscheidet sich vom Precision Bass vor allem in der elektronischen Ausstattung, durch einen schmaleren Hals und durch die markante asymmetrische Korpusform. Die klanglichen Möglichkeiten des Precision Bass sind durch seinen einzelnen elektromagnetischen Tonabnehmer beschränkt, welcher über zwei getrennte Spulen verfügt, die zusammen als Humbucker geschaltet sind (Split Coil). Der Jazz Bass verfügt dagegen über zwei einspulige Tonabnehmer (Single Coils), die unabhängig in ihrer Lautstärke geregelt und einzeln, aber auch gemeinsam betrieben werden können. Dies bringt dem Jazz Bass eine Klangvielfalt ein, die fast allen Stilrichtungen der Unterhaltungsmusik gerecht werden kann. Durch diese Allrounder-Eigenschaften und seine leichte Bespielbarkeit lief der Jazz Bass dem Precision Bass bald den Rang als „Bass Nr.1“ ab. Bis heute sind unzählige auf dem Jazz Bass basierende Varianten auf den Markt gekommen, teils als billigste Kopien, teils als Modernisierungen aus dem eigenen Hause mit aktiver Elektronik und teils als teure bis teuerste Edelmodelle unabhängiger Manufakturen mit erlesenen Hölzern und ausgewählten elektronischen Bauteilen. Weitere Entwicklungen von Leo Fender nach dem Jazz Bass im Bereich E-Bass waren in den 1960er-Jahren das Modell Fender V (ein Fünfsaiter in Jazz-Bass-Form, jedoch mit einem einzelnem Split-Coil-Tonabnehmer ähnlich wie beim Fender Precision Bass), der Fender Bass VI (der auch zu den Baritongitarren gezählt wird), ab 1976 das Modell Music Man StingRay, sowie ab 1980 weitere E-Gitarren und E-Bässe bei dem von Leo Fender mitgegründeten Musikinstrumentenbau-Unternehmen G&L.
Konstruktion
Der Jazz Bass hat in seiner klassischen Form (1960 bis ca. 1970) einen Korpus aus Erlenholz mit einem angeschraubten Hals aus Ahorn. Vereinzelt kam auch Eschenholz für den Korpus zum Einsatz. Das Griffbrett aus Palisander ist mit zwanzig Bünden versehen. Die Mensur beträgt 864 mm (34 Zoll).
Die zwei Tonabnehmer sind Einzelspuler (Singlecoils) mit jeweils zwei Stabmagneten aus einer AlNiCO (Aluminium-Nickel-Cobalt)-Legierung pro Saite. Dabei erzeugt der dem Hals nähere Tonabnehmer einen tieferen, dem Precision Bass ähnlicheren Klang, der dem Steg nähere Tonabnehmer einen definierteren, nasalen Klang mit mehr Mittenanteilen, aber weniger Bassvolumen. In Kombination wirken die beiden Tonabnehmer als parallel geschalteter Humbucker, bei dem die sonst über Singlecoils hörbaren störenden Einstreuungen ausgelöscht werden. Dabei heben sich gewisse Frequenzanteile gegenseitig auf oder verstärken sich, was dem Jazz Bass in dieser Einstellung einen dritten markanten Eigensound verschafft, der sich durch große Klarheit und Definiertheit bei gleichzeitigem Fundamentreichtum auszeichnet.
Für die ersten Modelle von 1960 bis 1962 waren zwei konzentrische Doppelstock-Potentiometer (Stacked-Knob-Pots) kennzeichnend, mit denen für jeden Tonabnehmer einzeln Lautstärke und Höhen geregelt werden konnten. Nach 1962 verwendete man die bis heute übliche Konfiguration mit zwei Lautstärkereglern und einem Tonregler für beide Tonabnehmer zusammen. In den ersten Jahren waren unter der Stegabdeckung Saitendämpfer aus Gummi montiert, um einen kontrabassartigen Klang erzeugen zu können. Der Steg selbst ist eine einfache Konstruktion aus einem auf den Korpus geschraubten Blechwinkel, an dem vier Saitenreiter aus Stahl, in Höhe (Saitenlage) und Tiefe (Oktavreinheit) justierbar, angebracht sind. Der Sattel des Modells besteht traditionell aus Knochen. Der Korpus der klassischen Modelle hat eine Nitro-Lackierung – typischerweise in schwarz, weiß oder in einem dreistufigen Farbverlauf (von schwarz über rot zu klarem Lack, bekannt als 3-Tone-Sunburst) – kombiniert mit einem rötlich-braunen Schlagbrett in Schildpatt-Optik (Tortoise Pickguard). Andere Farben – Blau- oder Rosa-Metallic – waren eher Randerscheinungen. Der Nitrolack hat die Eigenschaft über die Jahre matt und spröde zu werden, was den heute häufigen abgenutzten Charme alter Fenderinstrumente aus den 60er Jahren erklärt.
Um 1970 tauchten zuerst die typischen „70er-Jazz-Bässe“ auf. Man begann, das Design des Jazz Basses leicht zu verändern und dem Zeitgeist anzupassen. So wurde vor allem das Griffbrett nun mit einer Einfassung (Binding) und großen Block-Einlagen (Inlays) versehen. Zum ersten Mal tauchten nun auch häufig Griffbretter aus Ahorn auf, bei denen die Bundmarkierungen entweder schwarz oder aus hellem Perlmutt (wie bei den Palisandergriffbrettern) waren.
Der Hals wurde mit einer neuen Dreipunkt-„Micro-Tilt“-Verschraubung versehen, mit der man den Halswinkel justieren konnte ohne gleich den ganzen Hals abnehmen zu müssen, wie bei der vorher üblichen Vierpunktverschraubung. Weitere Merkmale waren der nun an der Kopfplatte gelegene Zugang zum Halsspannstab („Bullet-Trussrod“) und die verschobene Daumenstütze (oberhalb der Saiten statt unterhalb). Für den Korpus verwendete man nun bevorzugt Esche, die gerne in transparenter „Natural“-Lackierung präsentiert wurde. Die „altmodischen“ Tortoise Pickguards wichen weißen oder schwarzen. Zwar ließ in den 1970er-Jahren die Qualität der Instrumente nach (Leo Fender hatte seine Firma 1965 an den Konzern CBS verkauft), doch die Optik und der Sound „70er-Jazz-Bässe“ (die Ahorn/Esche- statt Palisander/Erle-Kombination machte den Jazz Bass drahtiger und präsenter im Klang) sind heute sehr gefragt.
In den 1980er-Jahren änderte sich die Firmenpolitik – CBS setzte ein neues Management ein. Die Produktreihen wurden modernisiert und viele Modellreihen neu oder wieder eingeführt (Vintage Reissues der 60er- und 70er-Jazz-Bässe, Deluxe-Modelle mit aktiver Elektronik, Fünfsaiter). Bis heute ist diese Vielfalt an Optionen die gleiche geblieben.
Quelle: Wikipedia
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