Halsneigung, Saitenhöhe und Bundreinheit auf dem E-Bass einstellen
24. Februar 2011 von Thomas Breuss | 6 Kommentare
Für einen angenehmen Spielkomfort und die Bundreinheit, ist es wichtig, dass alle Komponenten am Bass gut aufeinander abgestimmt sind. Mängel an einer dieser Einstellungen bemerkt man vor allem in den hohen Lagen oder beim Akkordspiel. Damit ein E-Bass ohne viel Kraft zu spielen, sind folgende Faktoren entscheidend, die Halsneigung, die Saitenhöhe und die effektive Saitenlänge.
Saitenstärke
Jeder Saitentyp ist anders in Bezug auf die Saitenspannung. Das bedeutet, dass die Einstellungen zur Halsneigung, Saitenhöhe und effektiven Saitenlänge immer abhängig von der Saitenstärke sind. Bei einem Saitenwechsel der gleichen Saitenmarke und Saitentyps ist in der Regel nichts einzustellen. Ändert man jedoch die Saitenstärke, müssen die Einstellungen auf jeden Fall kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden.
Bevor man irgendwelche Einstellungen vornimmt, sollte der Bass aber zumindest grob gestimmt werden, damit sich der Saitenzug nachher nicht mehr ändert.
Halsneigung
Die Halsneigung sollte so gerade wie möglich sein. Um das zu prüfen, schaut man von der Brücke aus den Saiten entlang, diese sind ja gerade. Jetzt erkennt man, wie der Hals eingestellt ist.
Neigt sich dieser nach oben, so ist in den mittleren und hohen Lagen eine zu hohe Saitenlage gegeben. Das Drücken der Saiten bereitet Mühe und verbraucht zuviel Kraft. Zudem ist es fast unmöglich, den Bass bundrein einzustellen.
Neigt sich der Hals nach unten, so ist es sehr wahrscheinlich, dass die Saiten schnarren. Die Saite berührt bei jeder Schwingung noch weitere Bundstäbe. Das klingt nicht gut und verringert auch das Sustain.
Jeder Bass hat im Hals eine eingebaute Halsspannschraube. Mit ihr kann man die Spannung des Halses einstellen, sodass dieser der Saitenspannung genügend Kraft entgegensetzen kann und gerade ist. Die Schraube befindet sich in der Kopfplatte (manchmal unter einer kleinen Abdeckung), oder auf der Bodyseite des Griffbretts.
Neigt sich der Hals nach oben, so setzt er der Saitenspannung zuwenig Kraft entgegen und die Spannschraube muss angezogen werden. Neigt er sich nach unten, so muss die Schraube etwas gelockert werden. Nochmals in Kürze:
Hals neigt nach oben = Spannschraube im Uhrzeigersinn drehen
Hals neigt nach unten = Spannschraube im Gegenuhrzeigersinn drehen
Wenn man die Saite in dem tiefsten Bund und dem höchsten Bund herunterdrückt, so sieht man am Abstand der Saite zum Griffbrett ebenfalls, wie der Hals geneigt ist. Dieser Abstand sollte an der höchsten Stelle etwa 1mm sein (Kreditkartenbreite).
Saitenhöhe
Die Höhe der Saiten, auch Saitenlage genannt, ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Grundsätzlich gilt: je tiefer eine Saite liegt, desto weniger Kraft wird zum Spiel benötigt, man spielt lockerer und vielleicht auch schneller. Aber die Saite neigt auch eher dazu, zu schnarren. Vor allem, wenn man auch mal kräftig lospowert. Liegt die Saite höher, leidet der Spielkomfort und die Schnelligkeit, dafür kann man auch mit mehr Energie spielen.
Wie gesagt, jeder muss hier seine eigene Einstellung finden. Deshalb lohnt es sich auch, damit ein wenig herumzuexperimentieren. Ein Plektrumhardrockspieler wird eine höhere Saitenlage wählen als ein filigraner Jazzer.
Die Saitenhöhe kann bei den meisten Bässen für jede Saite einzeln an der Brücke eingestellt werden, dort wo sie auf den sogenannten "Böckchen" ruht. Es gibt viele verschiedene Systeme, aber im Endeffekt funktionieren alle ähnlich:
Saitenlage zu tief = Schraube im Uhrzeigersinn drehen
Saitenlage zu hoch = Schraube im Gegenuhrzeigersinn drehen
Das Ziel ist eine möglichst tiefe Saitenlage, die bei der jeweils persönlichen Spielweise ohne lästiges Schnarren auskommt.
Effektive Saitenlänge
Die effektive Saitenlänge ist die Länge der Saite, die wirklich schwingt - also vom Sattel bis zum Auflagepunkt an der Brücke, dem Böckchen. Diese Länge ist entscheidend, damit die gegriffenen Intervalle, bzw. Tonabstände auf dem Griffbrett auch stimmen. Um die Saitenlänge einzustellen, geht man folgendermassen vor.
Die Saite muss mit einem Stimmgerät ganz genau gestimmt werden. Jetzt die Saite mit normalem Kraftaufwand in verschiedenen Bünden herunterdrücken und mit dem Stimmgerät messen. Sind die gegriffenen Töne generell zu tief, so ist die schwingende Saite zu lang, sind sie zu hoch, so ist die Saite zu kurz.
Um das zu korrigieren, kann das Böckchen nach vorne oder hinten verschoben werden. Auch hier gibt es wieder verschiedene Systeme. Meistens sind auch diese mit einer Schraube verstellbar. Hier gilt:
Saitenlänge zu kurz = Schraube im Uhrzeigersinn drehen
Saitenlänge zu lang = Schraube im Gegenuhrzeigersinn drehen
Bei dieser Einstellung muss man wiederum einen Kompromis suchen. Da die Bundierung niemals 100% genau ist, sind kleine Abweichungen nicht auszuschliessen. Trotzdem sollte man versuchen, das Beste aus seinem Bass herauszuholen. Dabei sollte man bei jeder Saite auf die Lagen achten, in denen man bevorzugt spielt.
Nur aus der Gesamtheit all dieser Einstellungen ergibt sich ein gut eingestelltes und gut bespielbares Instrument. Aber diese Arbeit lohnt sich auf jeden Fall. Viel Spass dabei!
6 Kommentare
von daniel am 10. Januar 2012 um 10:10 Uhr
Die Erklärung ist schön gemacht... Einzig dieses "Wasser an" und "Wasser aus" muss nicht sein. Das hilft einem nicht unbedingt weiter. Benutze doch so allgemeine Ausdrücke wie Uhrzeigersinn bzw. gegen den Uhrzeigersinn. Das würde jedem helfen, der weiß, wie man eine Analoguhr benutzt.
von Thomas am 13. Januar 2012 um 08:48 Uhr
Danke für den Hinweis, Daniel. Ich habe den Artikel etwas überarbeitet und meine, dass er jetzt besser verständlich ist.
von Stephan am 29. März 2012 um 15:08 Uhr
Die Halsneigung sollte so gerade wie möglich sein.. ---> nach meinen Erfahrungen sollte ein kleiner Bogen bestehen, d.h. wenn ich die Saite am 1. und 12. Bund runterdrücke (so sehe ich die Halskrümmung am besten), muss in der Mitte zwischen Bund und Saite ein Spalt von ca. 2mm bestehen. Ist kein Spalt vorhanden, ist der Hals gerade oder nach hinten gewölbt und ich muss via Halsspannschraube gelockert werden. LG Stephan :-)
von Jogi am 27. August 2013 um 13:54 Uhr
Hallo Thomas.
ich bin zufällig auf deine Seite gestoßen. Ich war auf der Suche nach dem Begriff "Halsneigung". Und zwar im Zusammenhang der Neigung des Halses im Verhältnis zum Gitarrenbody (Lösung der Halsschrauben, Einlegen von Holzfurnier, um Halsneigung zu verändern etc.)
Du beschreibst auf deiner Seite mE unter dem Titel "Halsneigung" den Begriff "Halskrümmung".
Nur als Hinweis. Ansonsten super!
Liebe Grüße, Jogi
von Jogi am 27. August 2013 um 14:01 Uhr
Hallo Thomas! Kommando retour, ich habe mich geirrt!
Ich suchte eigentlich den Begriff Halswinkel!! Habe ich jetzt auch grad gefunden.
mea culpa:)
Liebe Grüsse,
Jogi
von Thomas am 1. September 2013 um 20:07 Uhr
Alles klar :)
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