Bass-Brücken (engl. bass bridges)
27. April 2011 von Thomas Breuss | 1 Kommentar
Allgemeines
Dass Bassbrücken den Sound des Instrumentes entscheidend mitbeeinflussen, wird oftmals von den Bass-Herstellern vergessen, aber auch von den Musikern. Billige Instrumente - aber auch unsere geliebten Fenderbässe - werden noch heute mit dem einfachen Blechwinkel ausgestattet, teurere haben oftmals kompliziertere Konstruktionen, die mit einem besseren Sustain aufwarten. Die Funktion einer Brücke besteht einerseits darin, die Saite am einen Ende zu befestigen und einen Abstand zur Korpusdecke zu gewährleisten. Damit wird gewährleistet, dass die Saite frei ausschwingen kann. Sie hat aber zudem die Aufgabe, möglichst viel von der Saitenschwingung auf den Korpus zu übertragen, welcher auch bei Solidbody-Instrumenten der eigentliche Resonanzkörper ist. Generell lässt sich folgendes sagen: Die Schwingungsübertragung ist umso besser, je mehr Saitenschwingung auf einer möglichst kleinen Fläche auf den Korpus weitergegeben wird. In der Praxis bedeutet dies, dass ein Mittelweg zwischen der Grösse der Auflagefläche einer Brücke und dem Sound gesucht werden muss, denn ab einer bestimmten Grösse wird die Brücke selbst zum Resonanzkörper, bzw. bremst die Schwingungseigenschaften des Korpus. Daher gibt es auch verschiedene Konzepte, die beide zu guten Klangergebnissen führen (vgl. Einzelsaiten-Bridges, Blechwinkel). In erster Linie geht es also darum, eine vernünftige Auflagefläche des Stegs zu wählen und jede Verminderung der Schwingungsübertragung auf den Korpus zu minimieren.
Konstruktion
Generell gesehen sind massive Messing- im Vergleich zu Druckgusskonstruktionen als hochwertiger anzusehen. Wie massiv das Ganze allerdings sein sollte, darüber gehen die Meinungen wiederum sehr auseinander. Es überwiegt jedoch die Ansicht, dass weniger Masse bessere Klangeigenschaften besitzt als schwergewichtige Blöcke. Es lassen sich also einfachste Konstruktionen finden wie der alte Blechwinkel, der aus einem relativ dünnen Messingblech besteht, der zu einer L-Form gebogen wurde, mit ein paar Löchern versehen, verchromt und dann auf den Korpus geschraubt wurde. Die Saitenreiter lassen sich über ein Gewinde in zwei Richtungen verschieben. Insgesamt erfüllt diese Konstruktion durchaus ihren Zweck. Noch heute werden solche Brücken hergestellt, allerdings meistens aus einem etwas massiveren Messingblech. Das Prinzip ist aber immer noch dasselbe wie vor dreissig Jahren. Es finden sich aber auch massive Konstruktionen, welche mit einem Druckgussverfahren oder durch Fräsen hergestellt werden. Diese Brücken haben den Vorteil, dass sie sehr stabil sind und alle Teile arretiert werden können, dadurch werden die Schwingungen gut auf den Korpus übertragen.
Materialien
Durchgesetzt haben sich harte Metalle, nicht zuletzt, weil sie eine höhere Verschleissfestigkeit besitzen. Die Art der Materialien hängt stark von dem Design einer Bridge ab. Manche Konstruktionen lassen sich einfach in einer Gussform herstellen, wofür man gut giessbare Materialien wie Stahllegierungen verwendet. Andere Konstruktionen sind detailreicher und müssen aus gut bearbeitenden Materialien wie Messing gefräst werden. Ähnlich wie beim Holz hat auch die Härte des Steg-Materials einen Einfluss auf den Sound. Es gilt also auch hier: Je härter das Material, um so härter und brillanter das Klangergebnis. Der Einfluss auf den Sound ist aber nicht so gross wie bei den Hölzern. Man hat also die Möglichkeit, das Material eines Steges gezielt auf die Klangeigenschaften der verwendeten Hölzer anzupassen. Ein Korpus aus eher weichem Holz lässt sich durch eine eher harte Konstruktion der Brücke in ein brillanteres Soundbild rücken. Einer harten Korpus- und Halskonstruktion lässt sich durch "weiche" Brückenmaterialen einiges an Härte im Sound nehmen.
Der Blechwinkel
Als Urmutter aller Bassbrücken können wir den von Leo Fender entwickelten L-förmigen Blechwinkel annehmen. Diese Konstruktion wird bis heute immer noch angewendet, zum Teil mit etwas massiveren Ausmassen. Erfahrungsgemäss kommt bei diesen Brücken der Holzsound besser zum Tragen, diese Brückenkonstruktion hält sich "soundlich" also angenehm im Hintergrund. Dafür mangelt es ihnen auch ein wenig an Sustain. Die Brücke ist in zwei Dimensionen justierbar. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer sogenannten 2D-Brücke. Die erste Dimension ist die Einstellmöglichkeit der Saitenhöhe mittels den Schrauben der einzelnen Saitenreiter. Die zweite Dimension ist die Einstellung der Oktav- bzw. Bundreinheit mittels den in saitenrichtung verlaufenden Schrauben der Saitenreiter. Ein Schwachpunkt bei diesen Brückentypen ist die fehlende seitliche Fixierung der Saitenreiter. Dadurch wird die Schwingung nicht optimal übertragen. Bei manchen ist dieses Problem durch Führungsschlitze gelöst, welche die Schrauben der Reiterchen in ihren Bahnen halten. Diese Brückentypen kommen bei Fenderbässen zum Einsatz, in leicht veränderter Version auch bei den Music-Man-Bässen und allgemein bei den unterschiedlichsten Fender-Style-Instrumenten.
3D-Brücken
Bei diesen Bridge-Typen handelt es sich um eine Weiterführung der oben genannten 2D-Brücken, es kommt also noch eine veränderbare Dimension dazu. Die dritte Dimension ist die Einstellmöglichkeit des Saitenabstandes durch seitliches Verschieben der Saitenreiter. Meistens sind diese Arten von Brücken um einiges massiver als die einfachen Blechwinkel. Durch die Vielfältigkeit der Verstellmöglichkeiten werden allerdings auch mehr Bestandteile verwendet, welche auch entsprechende Klangeinbussen verursachen können. Zum Teil neigen die Saitenreiter bei grossen Fertigungstoleranzen zum Verkanten, was ebenfalls die Klangqualität beeinflussen kann. Insgesamt sind diese Brücken aber sehr komfortabel einstellbar und auch ein Saitenwechsel geht schneller vonstatten, weil die einzelnen Saiten meistens nicht mehr durch die Brücke gefädelt werden muss. Man findet diese Brückentypen bei Bässen von Ibanez, Yamaha, Status und anderen modernen Instrumenten.
Hängende Brücken
Dieser Bridge-Typ entspricht von der Idee her der 3D-Brücke. Die wesentlichen zwei Unterschiede sind einerseits bei der Trennung von der Saitenaufhängung und der restlichen Bridge und bei der Aufhängung zu sehen. Man nahm also den Kontrabass zum Vorbild, wo die Saiten in einer Saitenaufhängung angebracht sind und dann frei über den Steg laufen. Diese zwei Funktionen wurden also nicht mehr in einem Teil, sondern in zwei Teilen untergebracht. Und dann ist da noch die Aufhängung, welche ebenfalls in zwei Dimensionen justierbar ist. Der Unterschied zeigt sich darin, dass die ganze Brücke in einer Grundplatte im Korpus eingelassen ist und die Saitenreiter an einem Stück über dieser Grundplatte aufgehängt sind. Die Höhe der Saiten lässt sich mit dieser Konstruktion auch nur gesamthaft einstellen und nicht mehr für jede Saite einzeln. Man findet diese Bridge-Typen bei den Bässen von Alembic, Warwick oder den Les-Paul-Bässen von Gibson.
1 Kommentar
von Johannes am 9. Februar 2013 um 08:23 Uhr
Hi, unter physikalischen Gesichtspunkten scheint mir hier etwas falsch dargestellt zu sein. Die Saite erhält durch den Anschlag Energie. Je weniger der Saite Energie entzogen wird, desto länger schwingt sie. Je mehr Energie die Saite an den Korpus abgibt und ihn zum Schwingen bringt, desto eher endet ihre eigene Schwingung. Resonanzen mit dem Korpus erhöhen die Saitenschwingung nicht, da der Saite keine weitere Energie zugeführt wird. Jedenfalls nicht, wenn ich sie lange ausschwingen lassen will
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